Inhalt
- ERP-System
- Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Wie funktioniert ein ERP-System?
- Aus welchen Modulen besteht ein typisches ERP-System?
- Finanz- und Buchhaltungsmodul – das Herzstück jedes ERP
- Verkaufsmodul – alles rund um Kunden und Aufträge
- Lager- und Logistikmodul (WMS) – das Rückgrat des Warenflusses
- Produktionsmodul (MRP) – das Zentrum industrieller Abläufe
- Personal- und Lohnmodul (HR) – alles rund um Mitarbeiterverwaltung
- Einkaufsmodul – steuert Bestellungen bei Lieferanten
- CRM-Modul – Kundenbeziehungen im Blick
- Ist das alles?
- Wie läuft die Einführung eines ERP-Systems ab?
- Beispiele für den Einsatz von ERP-Systemen
- Die beliebtesten ERP-Systeme in Deutschland und weltweit
ERP-System
Das Kürzel ERP begegnet uns heute in fast jeder Branche – in Stellenanzeigen, in Gesprächen über Unternehmensführung und in Berichten über die digitale Transformation.
Aber was bedeutet das eigentlich?
Ein ERP-System ist das zentrale Steuerungsinstrument eines Unternehmens – ein Ort, an dem alles zusammenläuft. Finanzen, Vertrieb, Lager, Produktion, Personal – alle Abteilungen sprechen endlich dieselbe Sprache.
Man muss keine Excel-Dateien mehr zwischen Abteilungen hin- und herschicken oder bei der Buchhaltung nach Details fragen.
Ein einziges System reicht aus, um Daten zu erfassen, zu strukturieren und in Echtzeit zu sehen, was im Unternehmen passiert.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
- ERP ist ein System, das das gesamte Unternehmen an einem Ort abbildet. Alle Abteilungen – vom Personal bis zum Lager – greifen auf dieselben Daten zu.
- Es besteht aus verschiedenen Komponenten, den sogenannten Modulen: Finanzen, Verkauf, Lager, Produktion, HR, Einkauf, manchmal auch CRM.
- Die Einführung dauert eine Weile: Zuerst Planung und Analyse, dann Tests, am Ende der Start. Mal dauert es einige Wochen, mal mehrere Monate.
- Das System kann lokal installiert oder in der Cloud betrieben werden. In der Cloud ist es bequemer – man meldet sich von überall an und alles läuft automatisch.
- Eingesetzt wird es fast überall: im Handel, in der Produktion, im Dienstleistungssektor, in der Logistik und sogar im öffentlichen Bereich.
- Weltweit dominieren SAP, Oracle und Microsoft Dynamics 365, in Deutschland zusätzlich DATEV, Lexware und Haufe X360 für kleine und mittlere Unternehmen.
- Der größte Vorteil? Weniger Papierkram, weniger Chaos – und deutlich mehr Übersicht im Arbeitsalltag
Wie funktioniert ein ERP-System?
Um zu verstehen, wie ein ERP-System funktioniert, kann man sich ein Unternehmen wie einen Organismus vorstellen. Jede Abteilung ist ein eigenes Organ – sie arbeitet eigenständig, doch damit der Organismus funktioniert, muss alles zusammenarbeiten. ERP ist das Nervensystem, das alle Teile verbindet und Informationen zwischen ihnen austauscht.
In der Praxis bedeutet das: Daten, die an einer Stelle eingegeben werden, stehen sofort im gesamten Unternehmen zur Verfügung. Der Vertrieb erstellt eine Rechnung – die Buchhaltung sieht sie in Echtzeit. Das Lager versendet Waren? Das System aktualisiert automatisch die Bestände und erstellt einen Bericht. Wird eine neue Mitarbeiterin eingestellt, ergänzt das HR-Modul die Daten sofort im gesamten System.
Missverständnisse oder doppelte Einträge in mehreren Tabellen gehören der Vergangenheit an. Alles wird durch eine gemeinsame Datenbank verbunden – das Herz des gesamten Systems.
Interessant ist, dass ERP kein starres Programm ist. Es besteht aus Modulen, die sich wie Bausteine kombinieren lassen. Ein Unternehmen braucht vielleicht nur Finanzen und Lager, ein anderes Produktion und Ressourcenplanung. So kann sich jede Firma ihr eigenes System zusammenstellen – passend zur Branche und Unternehmensgröße.
Moderne ERP-Systeme laufen immer häufiger in der Cloud. Das bedeutet, es ist kein eigener Server nötig und keine lokale Installation erforderlich. Ein Internetzugang reicht aus. Die Daten sind sicher, Updates erfolgen automatisch, und man kann das System im Büro, zu Hause oder sogar unterwegs auf dem Smartphone nutzen.
Ist ERP nur etwas für große Konzerne?
Nein. Auch kleine Unternehmen profitieren davon – nur im kleineren Maßstab. Für viele ist ERP der beste Weg, die wachsende Zahl von Aufträgen, Dokumenten und Prozessen im Griff zu behalten. Denn wenn ein Betrieb wächst, kann Datenchaos schnell mehr Zeit kosten als die eigentliche Arbeit.
ERP-Systeme arbeiten zudem selten isoliert. Häufig sind sie mit anderen Lösungen verbunden – etwa mit CRM-Systemen, Onlineshops, B2B-Plattformen oder Online-Banking. Dadurch bleibt alles synchron. Wird eine Rechnung erstellt, weiß das System automatisch, dass sie an den Kunden geschickt und die Zahlung verbucht werden muss.
Moderne ERP-Lösungen können weit mehr als nur Daten erfassen. Sie analysieren Informationen, erstellen Berichte und unterstützen Managemententscheidungen.
Ein Beispiel: Das System zeigt, welche Produkte sich am besten verkaufen, wo die größten Kosten entstehen oder welche Prozesse zu lange dauern. Das erleichtert die Budgetplanung und strategische Steuerung enorm.
Einige Systeme gehen noch einen Schritt weiter – sie nutzen künstliche Intelligenz. Durch maschinelles Lernen erkennen sie, wann Materialien im Lager knapp werden oder welche Kundin demnächst abspringen könnte. Solche Funktionen sind heute bereits in vielen bekannten ERP-Plattformen verfügbar.
Am Ende arbeitet das gesamte System wie ein intelligenter Assistent: Es sammelt Daten, analysiert sie, erinnert, schlägt Lösungen vor – und das ohne Pause, rund um die Uhr.
Aus welchen Modulen besteht ein typisches ERP-System?
Ein ERP-System ist keine starre Struktur. Es ist vielmehr ein Verbund aus Modulen, die zusammen ein vollständiges Ganzes bilden. Jedes Modul deckt einen bestimmten Bereich der Unternehmensorganisation ab – ähnlich wie Abteilungen in einer Firma. Der Unterschied liegt darin, dass hier alle Module miteinander kommunizieren, ohne Unterbrechungen, Anrufe oder E-Mails mit Anhängen.
Ein einheitliches Set gibt es nicht. Unternehmen wählen ihre Module je nach Bedarf. Manche starten mit den Grundlagen, andere implementieren gleich eine umfangreiche Lösung. Dennoch gibt es einige Komponenten, die fast immer vorkommen.
Finanz- und Buchhaltungsmodul – das Herzstück jedes ERP
Hier laufen alle Daten zu Einnahmen, Ausgaben, Rechnungen und Zahlungen zusammen. Das System verbucht Vorgänge automatisch, erstellt Berichte und Auswertungen für das Finanzwesen. Dadurch muss niemand mehr Zahlen manuell in Tabellen übertragen.
Verkaufsmodul – alles rund um Kunden und Aufträge
Ein Auftrag wird ins System eingegeben, und ERP informiert sofort das Lager, dass die Ware vorbereitet werden muss. Es erstellt Rechnungen, aktualisiert Bestände und speichert die Transaktion in der Kundenhistorie. Wenn das System mit einem Onlineshop verbunden ist, geschieht alles automatisch.
Lager- und Logistikmodul (WMS) – das Rückgrat des Warenflusses
Es zeigt, welche Produkte auf Lager sind, wo sie sich befinden, was versendet wurde und was nachbestellt werden muss. Viele Unternehmen nutzen Barcode-Scanner, die Daten direkt an das ERP-System senden. So ist jederzeit klar, was tatsächlich im Regal liegt und was nur im Systembestand steht.
Produktionsmodul (MRP) – das Zentrum industrieller Abläufe
Es ermöglicht die Planung des Materialbedarfs, die Überwachung der Produktionsschritte und die Analyse der Effizienz. Das System kann sogar berechnen, wie viele Rohstoffe für einen bestimmten Auftrag benötigt werden und wann sie bestellt werden müssen. Bei Verzögerungen zeigt ERP sofort an, wo das Problem liegt.
Personal- und Lohnmodul (HR) – alles rund um Mitarbeiterverwaltung
Arbeitszeiterfassung, Gehaltsabrechnungen, Verträge, Urlaube, Schulungen – alles an einem Ort. In vielen Unternehmen ist dieses Modul besonders gefragt, weil es wiederkehrende Aufgaben der Personalabteilung automatisiert.
Einkaufsmodul – steuert Bestellungen bei Lieferanten
Wenn Lagerbestände sinken, erinnert das System automatisch daran, neue Materialien zu bestellen. Es kann auch Angebotsanfragen versenden, Eingangsrechnungen erfassen und Preise verschiedener Lieferanten vergleichen.
CRM-Modul – Kundenbeziehungen im Blick
Es ist zwar optional, aber immer häufiger Teil moderner ERP-Systeme. Es hilft, Kontakte, Notizen, Gesprächsverläufe und geplante Termine zu verwalten. Für Vertriebsteams ist das eine große Erleichterung – alle Informationen sind zentral verfügbar, ohne verstreute Dateien oder Kalendereinträge.
Ist das alles?
Nicht unbedingt. Moderne ERP-Systeme bieten zusätzliche, branchenspezifische Module – etwa für Bauunternehmen, Gesundheitswesen, Transport oder Hotellerie. Immer wichtiger werden auch Werkzeuge für Business Intelligence (BI), die Echtzeitberichte liefern, sowie Schnittstellen zu E-Rechnungen, Online-Banking oder E-Commerce-Plattformen.
In vielen Unternehmen wird die Einführung eines ERP-Systems schrittweise durchgeführt: zuerst Finanzen und Lager, dann Produktion und schließlich Personal und Analyse. So kann sich die Organisation nach und nach an die neue Arbeitsweise gewöhnen und jedes Modul separat testen.
Gerade diese Modularität macht ERP-Systeme so flexibel: Sie funktionieren sowohl in kleinen Betrieben als auch in internationalen Konzernen. Jeder kann genau das nutzen, was wirklich gebraucht wird – und das System später erweitern, wenn das Unternehmen wächst.
Wie läuft die Einführung eines ERP-Systems ab?
Theoretisch klingt alles ganz einfach: System installieren, Mitarbeitende schulen – fertig. In der Praxis ist die Einführung eines ERP-Systems jedoch ein Prozess, der Zeit, Planung und Geduld erfordert. Ein ERP funktioniert nicht im luftleeren Raum. Es verbindet Abteilungen, verändert Gewohnheiten, strukturiert Abläufe – und genau diese Veränderungen sind oft die größte Herausforderung.
Wo fängt man an?
In der Regel mit einer Bedarfsanalyse. Das Unternehmen und der Systemanbieter legen gemeinsam fest, welche Prozesse optimiert werden müssen und welche Module erforderlich sind. Manchmal reichen wenige Basisfunktionen, manchmal ist eine umfassende Lösung mit Integration von Lager, Produktion, Vertrieb und Personal notwendig.
Anschließend entsteht ein Implementierungsplan – eine Art Projektkarte. Darin werden Phasen, Termine und Verantwortlichkeiten definiert. In größeren Unternehmen dauert dieser Prozess oft mehrere Monate, in kleineren Betrieben nur wenige Wochen – er erfordert aber auch dort eine gute Abstimmung.
Systemkonfiguration
In dieser Phase wird das ERP an die Realität des jeweiligen Unternehmens angepasst. Es werden Organisationsstrukturen, Benutzerkonten, Dokumentenflüsse, Berichte und Lagerbestände definiert – also alles, was später automatisch abläuft.
Viele Unternehmen entscheiden sich auch für eine Datenmigration, also die Übernahme vorhandener Daten aus bisherigen Systemen. Das ist oft der schwierigste Teil, insbesondere wenn Daten über Jahre hinweg manuell und uneinheitlich gepflegt wurden. Dann sind Tests, Datenbereinigung und Formatabgleiche notwendig.
Testphase
Wenn das System eingerichtet ist, wird geprüft, ob alles wie vorgesehen funktioniert: ob Rechnungen korrekt gebucht werden, Berichte erstellt werden und das Lager Bestandsänderungen in Echtzeit sieht. In dieser Phase sollten Fehler erkannt und behoben werden – bevor das System in den Live-Betrieb geht.
Go-Live – der Start des Systems
Der Start erfolgt meist schrittweise, um Chaos zu vermeiden. Zuerst arbeitet eine Abteilung mit dem neuen System, dann die nächste – bis schließlich das gesamte Unternehmen mit ERP arbeitet. Parallel finden Schulungen und Support statt, denn selbst das beste System funktioniert nicht, wenn die Mitarbeitenden es nicht verstehen.
Läuft eine ERP-Einführung immer reibungslos?
Nicht immer. Manchmal dauert der Prozess länger als geplant oder es müssen Anpassungen vorgenommen werden. Doch eine gut vorbereitete Einführung – mit klar definiertem Umfang und Unterstützung durch Fachleute – bringt enorme Vorteile.
Viele Unternehmen bemerken bereits nach wenigen Monaten eine deutliche Verbesserung. Daten sind strukturiert, Berichte werden automatisch generiert, die Kommunikation zwischen Abteilungen läuft schneller. Situationen, in denen das Lager nichts von neuen Aufträgen weiß, gehören der Vergangenheit an. Alles ist verbunden, transparent und zentral zugänglich.
ERP als Wendepunkt im Unternehmen
Die Einführung eines ERP-Systems kann ein echter Wendepunkt sein – nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch. Damit das System wirklich effizient arbeitet, müssen zuvor manuelle oder improvisierte Prozesse klar definiert werden. Genau deshalb ist ERP oft der Auslöser für größere Veränderungen – für neue Arbeitsweisen, bessere Kontrolle und bewussteres Management.
Beispiele für den Einsatz von ERP-Systemen
Theoretisch ist alles klar: Ein ERP-System strukturiert Daten, optimiert Abläufe und verbindet Abteilungen. Aber wie sieht das in der Praxis aus? Wo machen solche Lösungen wirklich den Unterschied? Es gibt viele Beispiele – und jedes zeigt eine andere Stärke.
Handel und Distribution
Hier zählen Zeit und Information. Ob Onlineshop, Großhandel oder Einzelhandelskette – überall fließen täglich hunderte Bestellungen, Rechnungen und Lagerdokumente. ERP-Systeme bündeln all diese Daten an einem Ort.
Kauft ein Kunde ein Produkt online, sendet das System automatisch die Information an das Lager, aktualisiert die Bestände und erstellt das Verkaufsdokument. Geht ein Artikel zur Neige, erinnert das System die Einkaufsabteilung daran, eine neue Bestellung aufzugeben.
Produktion
In der Fertigung arbeitet ERP wie ein Kontrollzentrum. Das System überwacht Rohstoffe, plant Produktionsschritte und analysiert die Effizienz der Maschinen. Kommt es zu einer Verzögerung auf einer Linie, erkennt man sofort, wo das Problem liegt.
So verliert das Unternehmen keine Zeit bei der Fehlersuche. Man sieht auf einen Blick, welche Stufe betroffen ist, welcher Auftrag gefährdet ist und ob eine Umplanung möglich ist. Einige Betriebe nutzen ERP-Systeme, die mit IoT-Sensoren verbunden sind – Maschinen senden automatisch Daten über Störungen oder den Verschleiß von Teilen. Das ist längst Alltag in vielen Produktionsstätten.
Dienstleistungssektor
Hier unterstützt ERP vor allem bei Abrechnung, Planung und Reporting. Stell dir ein Serviceunternehmen vor, das jeden Monat hunderte Kunden betreut. Jeder Auftrag hat einen anderen Termin, Preis und Mitarbeiter. Das System verwaltet Termine, erinnert an Einsätze, erstellt Rechnungen und generiert Berichte für die Geschäftsleitung. Anstatt mit Papierordnern und Anrufen zu arbeiten („Ist diese Rechnung schon raus?“), läuft alles automatisch im Hintergrund.
Logistik und Transport
In der Logistik verbindet das ERP-System Fuhrpark, Lager und Endkunden. Wenn der Fahrer die Ware übernimmt, aktualisiert das System den Status. Sobald die Lieferung zugestellt ist, wird automatisch eine Empfangsbestätigung generiert. Für Speditionsunternehmen bedeutet das volle Kontrolle über Routen, Kraftstoffkosten und Arbeitszeiten. Und wenn etwas schiefgeht – etwa Stau oder Verspätung – informiert ERP den Kunden sofort.
Öffentliche Einrichtungen
Auch Verwaltungen und Bildungseinrichtungen setzen zunehmend auf ERP-Systeme – zur Verwaltung von Budgets, Personal und Infrastruktur. In Schulen können Finanzen, Sekretariat und Stundenpläne miteinander verbunden werden. In Behörden helfen solche Systeme bei der Kontrolle von Ausgaben, Ausschreibungen und Verträgen. Alles gesetzeskonform und ohne manuelle Dateneingabe.
ERP in kleinen Dienstleistungsunternehmen
Auch kleine Betriebe wie Autowerkstätten, Steuerkanzleien oder Bauunternehmen profitieren von vereinfachten ERP-Lösungen. Hier geht es weniger um komplexe Analysen, sondern darum, den Alltag zu strukturieren. Wer macht was, wann endet ein Projekt, wie viele Rechnungen wurden gestellt, was steht noch aus – alles übersichtlich in einem Dashboard.
ERP-Systeme haben kein einheitliches Gesicht. Sie passen sich an das Unternehmen an – nicht umgekehrt. In großen Konzernen funktionieren sie wie präzise Maschinen. In kleinen Betrieben eher wie ein digitaler Notizblock, der an Aufgaben erinnert. Das Ziel bleibt immer dasselbe: weniger Chaos, mehr Übersicht und schneller Zugriff auf Informationen.
Die beliebtesten ERP-Systeme in Deutschland und weltweit
Wenn es um ERP-Systeme geht, ist die Liste der verfügbaren Lösungen lang. Einige stammen von globalen Technologiekonzernen, andere wurden von deutschen oder europäischen Anbietern entwickelt, die ihre Produkte perfekt an die hiesigen rechtlichen und steuerlichen Anforderungen angepasst haben. Die Wahl hängt nicht nur vom Preis ab, sondern auch von der Unternehmensgröße, der Branche und der Arbeitsweise. Eine große Industriegruppe achtet auf andere Kriterien als ein mittelständischer Händler.
Weltweit führende ERP-Lösungen
An erster Stelle steht SAP S/4HANA – ein Synonym für Unternehmenssteuerung. SAP wird in großen internationalen Konzernen eingesetzt, oft mit hunderten von Nutzerinnen und Nutzern und tausenden Prozessen täglich. Das System bietet eine enorme Funktionsvielfalt – von der Buchhaltung über Produktionsplanung bis hin zu Business Analytics. Es ist leistungsfähig, aber auch komplex und erfordert gründliche Schulung sowie eine sorgfältige Anpassung an die jeweiligen Geschäftsprozesse.
Direkt dahinter folgt Oracle ERP Cloud, eine vollständig cloudbasierte Lösung. Sie eignet sich besonders für international tätige Unternehmen, die in mehreren Sprachen und Währungen arbeiten. Oracle investiert stark in Automatisierung und künstliche Intelligenz: Das System erkennt Fehler in Dokumenten, schlägt Budgetkorrekturen vor und optimiert Workflows automatisch.
Ebenfalls weit verbreitet ist Microsoft Dynamics 365 – eine Plattform, die ERP und CRM kombiniert. Sie ermöglicht nicht nur die Steuerung des Unternehmens, sondern auch das Management von Kundenbeziehungen. Ein großer Vorteil ist die nahtlose Integration mit Microsoft-Produkten wie Outlook, Teams und Excel. Dadurch arbeiten Mitarbeitende in einem einheitlichen digitalen Umfeld, ohne zwischen Programmen wechseln zu müssen.
Zu den weiteren internationalen Lösungen zählen Workday, NetSuite und Infor ERP, die besonders in den USA sowie in der Fertigungs- und IT-Dienstleistungsbranche stark vertreten sind.
Marktführer in Deutschland
In Deutschland dominieren neben SAP vor allem Anbieter, die sich auf den Mittelstand spezialisiert haben. Besonders bekannt sind DATEV, Lexware, Haufe X360, Sage 100, proALPHA, abas ERP, Exact, Weclapp und sevDesk.
- DATEV ERP und Rechnungswesenlösungen sind weit verbreitet bei Steuerkanzleien und Buchhaltungsdienstleistern. Sie zeichnen sich durch hohe Stabilität, regelmäßige Updates und exakte Anpassung an das deutsche Steuerrecht aus.
- Lexware und Haufe X360 bieten modulare Systeme für kleine und mittlere Unternehmen. Die Benutzeroberflächen sind einfach zu bedienen, und die Software kann lokal oder in der Cloud betrieben werden.
- proALPHA und abas ERP richten sich an Produktions- und Industrieunternehmen. Sie unterstützen Fertigungsplanung, Materialwirtschaft und Qualitätsmanagement – klassische Kernbereiche deutscher Industrie.
- Weclapp und sevDesk sind cloudbasierte Lösungen, die besonders von jungen Unternehmen, Start-ups und Dienstleistern genutzt werden, die auf Flexibilität und mobiles Arbeiten setzen.
Der Trend geht klar in Richtung Cloud
Auch in Deutschland verlagern immer mehr Unternehmen ihre Systeme in die Cloud. Der Hauptgrund: höhere Mobilität und automatische Updates. Trotzdem entscheiden sich einige Firmen weiterhin für lokale Installationen – meist aus Gründen der Datensicherheit und Compliance. Doch das Vertrauen in Cloudlösungen wächst stetig.
Ein interessanter Trend ist die Kombination globaler und lokaler Systeme. Große Konzerne nutzen beispielsweise SAP für Produktion und Finanzen, während Tochtergesellschaften in Deutschland mit DATEV oder Lexware für Buchhaltung und Gehaltsabrechnung arbeiten. So lassen sich internationale Standards mit nationalen Anforderungen verbinden.
Fazit
Die Wahl eines ERP-Systems ist keine einfache Entscheidung. Es gibt nicht „das eine beste System“. Einige Lösungen sind für Konzerne ideal, andere für kleine und mittlere Unternehmen. Entscheidend ist, dass das System die tatsächlichen Anforderungen des Unternehmens abbildet – und mit ihm wachsen kann.
Ein ERP-System ist keine kurzfristige Anschaffung. Es ist das Fundament der Unternehmenssteuerung für viele Jahre – ein Werkzeug, das Prozesse ordnet und den gesamten Betrieb in einer zentralen Plattform sichtbar macht.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Ist ERP nur für große Unternehmen geeignet?
Nein. Ein ERP-System kann auch in kleinen Betrieben eingesetzt werden – in vereinfachter Form und mit weniger Modulen.
Wie lange dauert die Einführung eines ERP-Systems?
In der Regel zwischen einigen Wochen und mehreren Monaten – abhängig vom Projektumfang, der Datenmigration und den notwendigen Integrationen.
Muss ein ERP-System ein CRM enthalten?
Nein. CRM ist ein optionales Modul, aber die Integration mit ERP erleichtert die Verwaltung von Vertrieb und Kundenhistorie.
Welche Vorteile bietet ein Cloud-ERP?
Zugriff von überall, automatische Updates, Skalierbarkeit und eine deutlich kürzere Einführungszeit.
Welche Module sind besonders wichtig?
Typischerweise: Finanzen, Verkauf, Lager (WMS), Produktion (MRP), Personalwesen (HR), Einkauf – manchmal auch CRM.
Ist eine Datenmigration notwendig?
Ja, wenn vorhandene Dokumente und historische Daten übernommen werden sollen. Dieser Schritt erfordert Bereinigung und Tests.
Kann ERP mit einem Onlineshop integriert werden?
Ja. Die Verbindung von E-Commerce mit Lagerverwaltung, Rechnungsstellung und Zahlungssystemen ist ein häufiger Anwendungsfall.
Unterstützt ERP Analyse und Reporting?
Ja. Berichte, Dashboards und KPIs gehören heute zum Standard – häufig auch mit integrierten BI-Modulen.
Ist künstliche Intelligenz im ERP bereits Realität?
Ja. Moderne ERP-Systeme nutzen KI zur Prognose und Automatisierung – etwa bei der Bedarfsplanung oder der Erkennung von Datenanomalien.
Was ist besser: Cloud oder lokale Installation?
Das hängt von der Datenpolitik, dem Budget und den IT-Anforderungen ab. Der Trend geht jedoch eindeutig zur Cloud.
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