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Franchising – Vor- und Nachteile
Über Franchising wird viel erzählt – von glänzenden Erfolgsgeschichten bis hin zu ernüchternden Erfahrungen. Auf der einen Seite stehen Unternehmer, die dank einer bekannten Marke schnell expandieren konnten. Auf der anderen Seite gibt es Berichte von Partnern, die sich finanziell übernommen haben oder durch strikte Vorgaben kaum eigene Entscheidungen treffen konnten. Für die einen wirkt Franchising wie ein sicherer Weg in die Selbstständigkeit, für die anderen wie ein riskantes Abenteuer.
Und dennoch bleibt das Modell attraktiv. In Deutschland gibt es tausende Franchisebetriebe in ganz unterschiedlichen Branchen – von Gastronomie über Handel bis hin zu Fitness oder Bildung. Trotz aller Kritik entscheiden sich jedes Jahr neue Gründer dafür, in ein bestehendes Konzept einzusteigen.
Warum ist das so? Ist Franchising wirklich ein riskantes Modell oder bietet es echte Vorteile? Schauen wir uns an, für wen Franchising eine Chance sein kann – und für wen eher eine Falle.
Was ist Franchising?
Vereinfacht gesagt ist Franchising ein Vertrag zwischen zwei Parteien – dem Franchisegeber und dem Franchisenehmer. Der Franchisegeber ist der Markeninhaber, der sein Konzept, sein Know-how, das Logo und ein erprobtes System bereitstellt. Der Franchisenehmer ist die Person oder das Unternehmen, das dafür bezahlt, das Geschäft unter dieser Marke zu führen. Klingt simpel – doch die Details machen den Unterschied.
Stell dir vor, du möchtest eine eigene Konditorei eröffnen. Du hast zwei Wege: Erstens, du entwickelst alles selbst – vom Logo über die Lieferantenauswahl bis hin zur Werbung. Zweitens, du entscheidest dich für ein Franchise einer bekannten Konditoreikette. In diesem Fall bekommst du ein komplettes Paket: Einrichtung, Speisekarte, Schulungen, Marketingkampagnen. Du kümmerst dich um den Betrieb des Ladens, der Rest kommt als fertiges Konzept. Natürlich nicht umsonst – es gibt eine Einstiegsgebühr und regelmäßige Abgaben.
Heißt das, dass ein Franchisenehmer nichts zu sagen hat? Nicht unbedingt. Es hängt von der Marke und vom Vertrag ab. Manche Franchises lassen relativ viel Freiheit im Tagesgeschäft, andere geben alles vor – von der Wandfarbe bis zu den Preisen auf der Karte. Für die einen ein Vorteil, für die anderen eine Einschränkung.
Wichtig ist auch: Franchising betrifft nicht nur Gastronomie oder Einzelhandel. Es gibt auch Modelle in den Bereichen Bildung, Fitness, Kosmetik, Logistik oder sogar im Gesundheitswesen. Überall dort, wo eine Branche Potenzial hat und skalierbar ist, taucht Franchising auf. Deshalb gibt es kein einheitliches Muster. Was bei einer Pizzeria funktioniert, kann im Transportgeschäft völlig anders aussehen.
Vorteile des Franchisings für Franchisenehmer
Warum sollte man dafür bezahlen, ein Geschäft unter dem Namen einer anderen Marke zu führen, statt alles selbst aufzubauen? Die Antwort ist recht einfach: Franchising bietet eine Art Sicherheitsnetz. Es garantiert keinen Erfolg, reduziert aber das Risiko, das bei einem völlig eigenen Start deutlich höher wäre.
Der erste Vorteil: eine bekannte Marke. Wenn du einen Lebensmittelladen mit einem Namen eröffnest, den du dir an einem Abend ausgedacht hast, musst du hart daran arbeiten, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Entscheidest du dich dagegen für eine Franchise einer etablierten Kette, kommen die Kunden von allein – das Logo signalisiert Qualität. Es wirkt wie ein Magnet, du musst dir das Vertrauen nicht mühsam von Grund auf erarbeiten.
Ein weiterer Pluspunkt ist das erprobte Geschäftsmodell. Du erhältst bewährte Konzepte: eine getestete Speisekarte, funktionierende Verkaufssysteme, klare Abläufe und einen Marketingplan. Es ist, als ob dir jemand eine Karte mit dem eingezeichneten Weg zum Ziel gibt. Natürlich musst du den Weg gehen, aber du irrst nicht im Dunkeln.
Dann gibt es noch die Unterstützung und Schulungen. Für viele, die noch nie ein Unternehmen geführt haben, ist das unverzichtbar. Der Franchisegeber zeigt, wie man den Betrieb organisiert, mit Kunden umgeht oder Alltagsprobleme löst. Oft stehen eine Hotline, Berater oder regionale Manager zur Verfügung. Es ist fast so, als würdest du dein Unternehmen mit einem erfahrenen Mentor im Hintergrund führen.
Nicht zu vergessen: Werbung und Marketing. Eine eigene Kampagne kostet viel Geld und erreicht trotzdem nicht immer die richtige Zielgruppe. Im Franchising profitierst du von zentral gesteuerten Maßnahmen – TV-Spots, Plakatwerbung, Onlinekampagnen. So wird dein Standort Teil einer großen Gesamtstrategie, was ihm zusätzliches Ansehen verleiht.
Hinzu kommt der Zugang zu Lieferanten und besseren Konditionen. Eine Kette kauft in großen Mengen ein und verhandelt dadurch günstigere Preise als ein einzelnes Geschäft oder Restaurant. Du profitierst automatisch davon – zahlst weniger für die Ware und erzielst eine höhere Marge.
Und schließlich etwas, das viele am meisten schätzen: ein geringeres Risiko zu scheitern. Statistiken zeigen, dass Franchisebetriebe bessere Chancen haben, sich am Markt zu halten, als unabhängige Unternehmen. Das ist keine Garantie für ewigen Erfolg, aber der Vorteil ist spürbar.
Natürlich – Illusionen sollte man sich nicht machen. Franchising ist kein goldenes Ticket. Selbst das beste System kann kein Unternehmen retten, wenn der Inhaber kein Herzblut und Engagement hineinsteckt. Aber für viele ist es ein idealer Start, weil es Werkzeuge und Know-how liefert, die man sich sonst über Jahre erarbeiten müsste.
Nachteile des Franchisings für Franchisenehmer
Auf dem Papier wirkt Franchising perfekt – man bekommt eine Marke, Unterstützung und Know-how. Doch sobald man die Details betrachtet, tauchen viele Punkte auf, die kritisch sein können. Genau das führt dazu, dass manche ihre Entscheidung später bereuen.
Das erste Problem sind die hohen Gebühren. Noch bevor man den ersten Euro verdient, ist eine Einstiegsgebühr fällig. Danach fließt jeden Monat ein Teil des Umsatzes an die Zentrale – in der Regel ein Prozentsatz vom Umsatz, nicht vom Gewinn. Das heißt: Auch wenn man gerade so die Kosten deckt, muss man zahlen. Für viele ist das der schmerzhafteste Punkt, weil das Geld verschwindet, unabhängig davon, ob das Geschäft gut läuft oder nicht.
Ein weiterer Nachteil ist der Mangel an Freiheit. Man hat zwar sein eigenes Geschäft, aber längst nicht alle Entscheidungen liegen bei einem selbst. Will man einen günstigeren Lieferanten wählen? Oft unmöglich, da die Verträge von der Zentrale vorgegeben sind. Möchte man die Speisekarte anpassen oder die Öffnungszeiten ändern? In den meisten Fällen gibt es dafür keine Genehmigung. Das sorgt für Frust – viele fühlen sich eher wie Filialleiter, die Anweisungen ausführen, statt wie selbstständige Unternehmer.
Hinzu kommt das Risiko von Konflikten mit dem Franchisegeber. Ändert die Zentrale ihre Strategie, erhöht Gebühren oder verändert die Berechnungsmethoden, steht der Franchisenehmer schnell unter Druck. Verträge sind häufig so gestaltet, dass das größere Risiko bei der betreibenden Seite liegt, während die Zentrale klar im Vorteil ist.
Auch die langen Arbeitszeiten darf man nicht unterschätzen. Es gibt zahlreiche Berichte von Franchisenehmern, die täglich zehn bis zwölf Stunden arbeiten mussten, weil der Betrieb sonst nicht funktioniert hätte. Natürlich kann man theoretisch Personal einstellen, aber in der Praxis verhindern niedrige Margen oft, dass sich das rechnet – am Ende steht man selbst an der Kasse.
Ein weiteres Risiko ist die Gefahr des Scheiterns, über die in Werbematerialien kaum gesprochen wird. Viele geben nach ein paar Jahren auf und bleiben auf Krediten oder Leasingverträgen sitzen. Scheitert der Standort, verliert der Franchisegeber nur einen Punkt im Netz – der Franchisenehmer bleibt dagegen mit Schulden und Verpflichtungen zurück.
Nicht zuletzt empfinden viele die ständigen Kontrollen als belastend. Die Zentrale prüft regelmäßig, ob alles den Vorgaben entspricht – vom Ladenlayout bis zum Verhalten gegenüber den Kunden. Für manche ein Pluspunkt, weil es Standards sichert. Für andere ein Albtraum, da jeder Fehler finanzielle Strafen nach sich ziehen kann.
Heißt das, dass Franchising nur ein schlechtes Konzept ist? Nicht unbedingt. Aber man sollte wissen, dass sich hinter einer bekannten Marke auch Kosten, Stress und Einschränkungen verbergen. Deshalb ist es entscheidend, den Vertrag genau zu lesen und gründlich durchzurechnen, ob es sich wirklich lohnt.
Vorteile des Franchisings für Franchisegeber
Aus Sicht des Franchisenehmers kann Franchising manchmal anstrengend sein. Doch aus der Perspektive des Franchisegebers – also des Markeninhabers – sieht das Bild ganz anders aus. Für große Unternehmen ist dieses Modell eine der effektivsten Methoden, um zu wachsen.
Der erste Vorteil: schnelle Expansion ohne enorme Investitionen. Würde ein Unternehmen neue Standorte nur mit eigenem Kapital eröffnen, würde die Entwicklung Jahre dauern. Durch Franchising sind es die Franchisenehmer, die in Immobilien, Ausstattung und Personal investieren. Die Zentrale stellt Know-how und Systeme bereit, aber den Großteil des Geldes bringt jemand anderes auf. Das Ergebnis? Die Marke wächst rasant – bei deutlich geringerem finanziellen Risiko.
Ein weiterer Pluspunkt: eine verlässliche Einnahmequelle. Einstiegsgebühren und laufende Abgaben sind für den Franchisegeber nahezu sichere Einnahmen. Interessant ist, dass diese unabhängig davon fließen, ob ein Standort hohe Gewinne erzielt oder gerade so überlebt. Für die Zentrale bedeutet das planbare Einnahmen, während das Risiko bei den Franchisenehmern liegt. Ein komfortables Geschäftsmodell, das die Finanzen stabilisiert.
Ein dritter Vorteil: steigende Markenbekanntheit. Je mehr Standorte im Markt präsent sind, desto stärker wird die Marke Teil des Alltags der Kunden. Man denke nur an McDonald’s – sie sind nahezu überall, und allein das Logo wirkt wie Werbung. Wer das Schild sieht, weiß sofort, was ihn erwartet.
Franchising bedeutet außerdem Motivation der Mitarbeiter – ohne Arbeitgeber zu sein. Das klingt paradox, funktioniert aber: Der Franchisegeber stellt selbst keine Mitarbeiter ein, zahlt keine Löhne und organisiert keine Dienstpläne. All das liegt beim Franchisenehmer. Die Kette muss sich nicht mit Personalproblemen herumschlagen und hat trotzdem Menschen, die so motiviert sind wie Eigentümer – weil ihr Einkommen direkt vom Erfolg abhängt.
Nicht zu unterschätzen ist auch die stärkere Position in Verhandlungen mit Lieferanten. Mit hunderten Standorten ist ein Netzwerk ein Großkunde für Produzenten und Großhändler. So können bessere Preise, Lieferbedingungen und Zahlungsfristen ausgehandelt werden – in einer Größenordnung, von der ein Einzelunternehmer nur träumen könnte.
Und schließlich: der Zugang zu Daten und Erfahrungen. Der Franchisegeber hat Einblick in Verkaufszahlen aus zahlreichen Standorten, weiß, welche Produkte laufen, welche Aktionen erfolgreich sind und welche nicht. Neue Konzepte lassen sich testen und bei Erfolg sofort im gesamten Netzwerk umsetzen. Ein massiver Wettbewerbsvorteil.
Kurz gesagt: Für Franchisegeber ist dieses Modell die ideale Kombination aus schnellem Wachstum, geringen Kosten und stabilen Einnahmen. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen darauf setzen.
Nachteile des Franchisings für Franchisegeber
Auf den ersten Blick wirkt Franchising für den Franchisegeber wie ein perfektes Modell: schnelles Wachstum, geringes Risiko, regelmäßige Einnahmen. Doch ganz ohne Schwächen ist das System nicht. Auch hier gibt es Herausforderungen, die Markeninhabern schlaflose Nächte bereiten können.
Der erste Nachteil ist der Verlust an vollständiger Kontrolle. Während das Unternehmen in eigenen Filialen alles selbst bestimmen kann, besteht im Franchising immer die Gefahr, dass Partner die Vorgaben nicht einhalten. Schon wenn ein Standort Kunden schlecht behandelt, leidet das gesamte Markenimage. Denn der Kunde denkt nicht: „Das war nur der Franchisenehmer“, sondern urteilt über die ganze Kette.
Ein weiteres Problem sind Streitigkeiten und Konflikte. Viele Franchisenehmer fühlen sich benachteiligt – zu viele Pflichten, zu wenig Gegenleistung. Gelangen solche Fälle in die Medien, leidet die Reputation des Franchisegebers erheblich. Beispiele aus bekannten Systemen wie McDonald’s zeigen, dass öffentlich diskutierte Konflikte dem Image stark schaden können.
Hinzu kommen die Kosten für die Sicherung der Standards. Ein Netzwerk mit hunderten Standorten verlangt nach Inspektoren, Schulungen und IT-Systemen – alles, damit jeder Standort einheitlich funktioniert. Ohne diese Maßnahmen würde die Franchise schnell an Konsistenz verlieren. Es handelt sich zwar um eine Investition in die Marke, doch sie erfordert ständige Ausgaben und viel Aufwand.
Nicht zu unterschätzen ist auch das Risiko unloyaler Franchisenehmer. Manche sammeln jahrelang Erfahrung innerhalb des Systems und versuchen dann, diese in ein eigenes Konzept zu übertragen – manchmal sogar, indem sie Ideen direkt kopieren. Zwar gibt es Verträge und Wettbewerbsverbote, aber ihre Durchsetzung ist oft schwierig.
Ein weiteres Hindernis ist die Auswahl geeigneter Partner. Nicht jeder, der einen Standort eröffnen möchte, eignet sich auch als Unternehmer. Wählt der Franchisegeber die falschen Kandidaten, drohen Probleme: schlecht geführte Standorte können der Marke mehr schaden als nutzen.
Und schließlich besteht das Risiko von Imageschäden im gesamten Netzwerk. Je mehr Standorte es gibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo etwas schiefgeht – eine Lebensmittelvergiftung in einem Restaurant, ein Finanzskandal in einem Laden oder ein Konflikt in den lokalen Medien. Solche Nachrichten verbreiten sich schnell im ganzen Land und wirken sich auf die gesamte Marke aus.
Kurzum: Auch wenn Franchising für den Franchisegeber in der Regel ein vorteilhaftes Modell ist, darf man es nicht als risikofrei betrachten. Es erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit, Investitionen in Qualitätskontrolle und eine sorgfältige Pflege der Beziehungen zu den Franchisenehmern.
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