Hilfe

Das verlorene Goldene Stadt El Dorado

Die Goldene Stadt El Dorado

 

Von El Dorado hat fast jeder schon einmal gehört. Doch nur wenige wissen, wo sie eigentlich liegen sollte. Manche verorten sie fälschlicherweise in Nordamerika, dabei stammt die Legende von der Goldstadt aus Südamerika. Genau dort floss zur Zeit der Konquistadoren viel Blut – oft grausam und ohne Gnade.

Aus dieser Mischung aus Gier und Gewalt entstand die Geschichte von El Dorado, jener goldenen Stadt, die bis heute die Fantasie von Schatzsuchern beflügelt.

 

El Dorado oder eldorado – was steckt dahinter?

Zuerst lohnt sich eine kleine Klärung. Viele verwechseln zwei Begriffe. Das Wort "eldorado" mit kleinem Anfangsbuchstaben steht im Deutschen längst für ein Paradies des Wohlstands – ein Ort, an dem es an nichts fehlt und wo sich Reichtum scheinbar mühelos anhäuft. Man spricht so über Börsen, boomende Branchen oder einfach über eine außergewöhnliche Gelegenheit.

El Dorado hingegen, mit großem Anfangsbuchstaben, ist die Legende. Die spanischen Konquistadoren waren überzeugt, dass irgendwo in Südamerika eine Stadt existiert, die fast vollständig aus Gold erbaut sei. Tempel sollten mit goldenen Platten bedeckt sein, die Dächer der Häuser glänzen, und die Straßen selbst an Schatzpfade erinnern. Nach Überlieferung bedeckte der Herrscher seinen Körper mit Goldstaub und wusch ihn während eines Rituals in einem See wieder ab. So entstand der Name – "El Dorado", der "Goldene Mann".

Doch hier beginnt die Unsicherheit. Ging es um eine einzelne Person? Um eine ganze Stadt? Oder sogar um ein ganzes Reich? Die Geschichten vermischten sich über die Jahrhunderte. Einige sprachen vom König, der mit Gold bestreut war, andere von einer uneinnehmbaren Stadt, wieder andere von einem Land voller Reichtümer. Bis heute ist El Dorado ein Symbol – ein Traum, den niemand genau fassen kann.

Hilfe

 

Die goldene Stadt El Dorado

Stell Dir einen Ort vor, an dem fast alles glänzt. Tempel aus Gold, Statuen aus purem Edelmetall und Flüsse, in denen nicht nur Fische schwimmen, sondern auch glänzende Stücke des kostbaren Metalls. So sah El Dorado in den Augen der Europäer aus. Für Menschen, die in den kargen Landschaften Spaniens oder Portugals lebten, wo jedes Stück Gold ein Schatz war, musste eine solche Stadt wie ein Traum wirken.

Woher kam diese Vorstellung? Der Ursprung liegt in den Überlieferungen der Muisca, eines indigenen Volkes aus dem Gebiet des heutigen Kolumbien. Dort soll der neue Herrscher vor seiner Inthronisation seinen Körper mit Goldstaub bedeckt und sich anschließend im Guatavita-See untergetaucht haben. Begleitet wurde dies von Opfergaben – goldene Gegenstände und kostbare Steine, die in die Tiefe versenkt wurden. Für die Europäer war klar: Wer solche Rituale kennt, muss unermessliche Reichtümer besitzen.

Mit der Zeit wuchs die Erzählung. Aus dem "Goldenen Mann" wurde eine Stadt. Ihre Wände sollten mit Goldplatten bedeckt sein, die Bewohner mit Schmuck geschmückt, wie ihn in Europa nur Könige trugen. Für die Konquistadoren war dies ein Ziel, das jedes Risiko rechtfertigte – sogar das eigene Leben.

Man darf auch nicht vergessen: Für Spanien war Gold weit mehr als ein bloßer Schatz. Es war die Grundlage für Macht, für Kriege und für den Ausbau des Weltreiches. Deshalb wuchs jede neue Geschichte aus der Neuen Welt zu einer Lawine von Hoffnungen und Erwartungen. El Dorado wurde zum Mythos, der nicht nur die Fantasie nährte, sondern die Menschen zu Taten trieb, die sie sonst vielleicht nie gewagt hätten.

Die Frage bleibt: War etwas Wahres daran? Oder war es nur ein Spiel der Fantasie, eine Übertreibung indigener Bräuche? Für die Menschen jener Zeit stand eines außer Frage – El Dorado existierte. Man musste es nur finden.

 

Goldrausch und Expeditionen der Eroberer

Eine einzige Erzählung kann den Lauf der Geschichte verändern. Die Nachricht von einem Herrscher, der sich in Gold badete, und einem See voller Opfergaben genügte – und die Fantasie der Europäer entflammte. Vom Gerücht bis zur bewaffneten Expedition war es nur ein kleiner Schritt. Jeder neue Soldat war überzeugt, dass gerade er die Stadt finden würde, die ihn zum Helden und zum reichen Mann machte.

 

Kolumbien und der Guatavita-See – der Beginn des Mythos

Die Spanier hörten schnell von einem außergewöhnlichen Ritual der Muisca. Ein neuer Herrscher bedeckte seinen Körper mit Goldstaub und tauchte in den heiligen See, während sein Volk Opfergaben – Figuren, Schmuck, Edelsteine – ins Wasser warf. Für die Europäer war das ein eindeutiges Zeichen: Hier musste unermesslicher Reichtum verborgen sein. Sie versuchten sogar, den See trockenzulegen – einmal durch einen Kanal im Kraterrand, ein anderes Mal mit Eimern und Säcken. Das Ergebnis? Erdrutsche, Opfer und ein paar geborgene Artefakte. Aber vor allem die Überzeugung: Wenn der See Gold hergab, musste die ganze Stadt existieren.

Drei Rivalen auf dem Hochplateau – Quesada, Belalcázar und Federmann

Gonzalo Jiménez de Quesada stieg auf das Hochland der Muisca hinauf. Er fand Smaragde, goldene Schmuckstücke und Tempel, die mit Tumbaga dekoriert waren. Zur gleichen Zeit näherten sich Sebastián de Belalcázar und Nikolaus Federmann aus anderen Richtungen. Drei Armeen, drei Ambitionen, ein Ziel. Statt einer Schlacht gab es einen Pakt: Wir teilen die Beute, gründen Bogotá und reisen nach Spanien, um uns Titel zu sichern. Und die goldene Stadt? Immer noch „irgendwo da draußen“.

 

Meta, Llanos, Flüsse – Spurensuche im Dickicht

Der Name „Meta“ wurde für viele zum Orientierungspunkt. Expeditionen kämpften sich durch Berge und Ebenen, kehrten mit Fieber und Hunger zurück. Mal zeigten Einheimische den Weg, mal führten sie absichtlich in die Irre. Jede Rückkehr brachte eine neue Geschichte – und diese nährte die nächste Suche.

 

Pizarro und Orellana – mit dem Fluss ins Unbekannte

Gonzalo Pizarro brach von Quito in Richtung der „Zimttäler“ auf. Am Ende blieb nur ein Wort: „Gold“. Hunger, Krankheiten, Desertionen. Da fuhr Francisco de Orellana mit einem Teil der Männer los, um Nahrung zu besorgen … und kam nie zurück. Stattdessen trieben sie bis zum Atlantik und wurden die ersten Europäer auf dem Amazonas. El Dorado fanden sie nicht, aber sie hinterließen eine neue Legende – über reiche Omagua, über Götter und Handelswege im Dschungel. Jede solche Erzählung wirkte wie ein Funke.

 

Von Hutten, Welser und die deutsche Episode

Das Augsburger Bankiergeschlecht Welser erhielt das Recht, Venezuela zu erschließen, und schickte Philipp von Hutten aus. Sie folgten Gerüchten über den Fluss Guaviare und goldene Statuen. Sie trafen auf Speere, Verwundungen und Rückzüge. Nach der Rückkehr fegte ein spanischer Aufstand die deutsche Verwaltung hinweg. Gold gab es nicht, Politik dafür umso mehr.

 

Aguirre – wenn der Mythos in Wahnsinn umschlägt

Auf einer Expedition von Pedro de Ursúa tauchte Lope de Aguirre auf. Erst ein enttäuschter Veteran, dann Rebell, schließlich selbst ernannter „Richter und Henker“. Er tötete seinen Befehlshaber, verbrannte Brücken und suchte keine Stadt mehr. In die Geschichte ging er nicht mit Gold ein, sondern mit Wahnsinn.

 

Antonio de Berrio und der Kurs auf Guayana

Nach Quesada übernahm Antonio de Berrio. Dreimal zog er am Orinoco los, überzeugt von einem Land namens Manoa in den Bergen von Guayana. Am Ende standen Meutereien und die Gründung einer Siedlung auf Trinidad. Dort trat Walter Raleigh auf den Plan.

 

Raleigh – das englische Kapitel

Raleigh nahm Berrio gefangen, sammelte Informationen und fuhr selbst ins Delta des Orinoco. Er hörte von Häuptlingen Geschichten über reiche Länder im Inneren von Guayana, doch die Hindernisse am Caroní zwangen ihn zur Umkehr. Er kam ohne Schätze zurück, aber mit der Überzeugung, dass El Dorado existiert. Er versuchte es erneut – verlor seinen Sohn und schließlich auch seinen Kopf.

 

Der Parime-See – eine kartografische Fata Morgana

El Dorado wurde immer wieder mit einem See verbunden. Im 17. Jahrhundert waren Karten voller Hinweise auf den angeblichen Parime-See. Humboldt zeigte, dass es sich nur um Überflutungen in der Regenzeit handelte. Die goldene Stadt wanderte von den Karten in die Fantasie.

 

Warum hörten die Expeditionen nicht auf?

Weil alle ihren Vorteil suchten:

  • Die Krone verteilte Titel und Land.
  • Die Armeen brauchten Beute.
  • Kaufleute und Bankiers warteten auf Rendite.
  • Der Mythos, genährt von jedem Fund, blieb lebendig.

Und der Dschungel? Er forderte seinen Preis. Krankheiten, Schlangen, reißende Flüsse, der Widerstand der Einheimischen. Jeder Fehler konnte tödlich enden.

 

War jemand nahe dran?

Am nächsten waren jene, die die Kultur der Muisca selbst erlebten. Tunjo-Figuren, Smaragde aus Somondoco, goldene Opfergaben in Seen. Eine goldene Stadt aber gab es nie. Es gab eine Religion, für die Gold spirituelle Bedeutung hatte – nicht finanziellen Wert. Die Konquistadoren sahen den Glanz und erfanden den Rest dazu.

Goldene Stadt El Dorado

 

Legende oder Wirklichkeit – was sagen die Forschungen?

Über Jahrhunderte war El Dorado wie eine Fata Morgana. Manche sahen darin eine Stadt, andere ein ganzes Reich, wieder andere nur einen Menschen. Erst die Arbeit von Archäologen und Historikern brachte etwas Klarheit.

Zuerst der Guatavita-See. Dort, so heißt es in den Berichten, fand das Ritual des „Goldenen Mannes“ statt. Schon im 16. Jahrhundert versuchten die Spanier, den See zu erforschen – mit primitiven Mitteln. Im 19. und 20. Jahrhundert gab es systematischere Versuche, das Wasser abzulassen – mit mäßigem Erfolg. Was wurde gefunden? Goldene Figuren, Schmuckstücke, Verzierungen. Ein Beweis, dass die Einheimischen tatsächlich Wertvolles in den See warfen. Nicht, um Schätze zu verstecken, sondern um sie den Göttern zu opfern.

Ein weiterer Hinweis ist das sogenannte Muisca-Floß. 1969 entdeckt, aus Gold gefertigt, zeigt es einen Herrscher auf einem Boot, umgeben von Priestern. Die Szene lässt keinen Zweifel: Es ist genau das Ritual von Guatavita, von dem die Einheimischen berichteten. Das Artefakt ist heute im Goldmuseum in Bogotá zu sehen und gilt für viele als greifbarer Beweis, dass die Legende reale Wurzeln hat.

Archäologen bestätigen auch das handwerkliche Können der Muisca. Obwohl sie keine eigenen Goldminen besaßen, handelten sie geschickt und waren Meister in der Verarbeitung von Tumbaga – einer Legierung aus Gold und Kupfer. Sie stellten Figuren, Amulette und Schmuck her, die nicht nur Zierde waren, sondern auch eine rituelle Bedeutung hatten. Genau diese Objekte, weit verbreitet in der Region, entfachten die Fantasie der Spanier.

Und was ist mit dem großen Parime-See, der zwei Jahrhunderte lang auf Karten erschien? Hier ist die Sache klar – er hat nie existiert. Alexander von Humboldt zeigte im 19. Jahrhundert, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Lokale Stämme bezeichneten jedes größere Gewässer mit „parime“. Und die Überschwemmungen in der Regenzeit ließen Ebenen wie riesige Seen wirken.

Alles deutet also darauf hin, dass El Dorado nie ein einziger Ort auf einer Landkarte war. Vielmehr ein Geflecht aus Ritualen, Erzählungen und europäischen Vorstellungen von Reichtum. Für die Muisca hatte Gold spirituelle Bedeutung, für die Spanier war es reines Material. Aus dem Aufeinandertreffen dieser Sichtweisen entstand eine der berühmtesten Legenden der Geschichte.

 

Kann El Dorado noch existieren?

Wenn über Jahrhunderte ganze Expeditionen danach suchten und Karten geheimnisvolle Seen und Städte zeigten – könnte die goldene Stadt irgendwo im Dickicht Amazoniens doch existieren?

Auf den ersten Blick scheint die Antwort klar: nein. Die Archäologie zeigt, dass El Dorado als reale Stadt nie existierte. Es war eine Legende, entstanden aus den Ritualen der Muisca und der Gier der Konquistadoren. Doch so einfach ist es nicht. Warum? Weil „El Dorado“ nicht zwingend einen konkreten Ort bezeichnet. Es ist ein Symbol – und wer weiß, ob nicht noch irgendwo ein Echo davon existiert.

Die Amazonas-Region ist bis heute eines der am wenigsten erforschten Gebiete der Welt. Moderne Technologien wie das Laserscanning LiDAR ermöglichen es, unter der Erde Spuren alter Siedlungen und Straßennetze zu entdecken, von denen man zuvor nichts ahnte. In den letzten Jahren haben Forscher Belege gefunden, dass in Amazonien komplexe Zivilisationen existierten – mit Strukturen, die Städten ähnelten, mit Kanälen und zeremoniellen Plätzen. Keine Metropolen aus Gold, aber beeindruckend genug.

Könnten genau diese Kulturen den späteren Versionen des Mythos Nahrung gegeben haben? Möglich. Europäer sahen oft mehr, als wirklich da war – goldene Dächer, goldene Straßen, goldene Statuen. Ein paar glänzende Schmuckstücke und eine mündliche Überlieferung reichten, um daraus das Bild eines Reichtumsreiches zu formen.

Manche Forscher vermuten auch, dass es noch unbekannte Orte mit Goldritualen gibt. Vielleicht andere Seen voller Opfergaben wie Guatavita? Vielleicht Höhlen oder Heiligtümer, die noch Figuren und Schmuck der Muisca oder benachbarter Völker bergen?

Also – existiert El Dorado? Ja, aber nicht als Punkt auf der Landkarte. Es existiert in der menschlichen Vorstellung, in Museen, wo wir goldene Flöße und Figuren betrachten, und im Dschungel selbst, wo die Archäologie noch immer vergangene Zivilisationen ans Licht bringt.

Hilfe

 

El Dorado in Literatur, Film und Spielen

Der Mythos von der goldenen Stadt starb nicht mit den Konquistadoren. Im Gegenteil – er lebt bis heute weiter, nur in anderer Form. Literatur, Kino und Computerspiele haben die Geschichte aufgegriffen und ihr neues Leben sowie neue Bedeutungen gegeben.

Schon im 18. Jahrhundert nahm Voltaire El Dorado in seine Satire „Candide“ auf. Er schilderte es als ideales Land – voller Reichtum, Frieden und Gerechtigkeit. Interessanterweise fliehen die Protagonisten von dort, weil sie in einer so vollkommenen Welt nicht leben können. Ein erster Hinweis darauf, dass El Dorado nicht nur als Ort, sondern auch als Metapher verstanden werden kann.

Im 19. Jahrhundert kam eine düstere Note hinzu. Edgar Allan Poe beschrieb in seinem Gedicht „Eldorado“ einen Ritter, der sein ganzes Leben lang nach der goldenen Stadt sucht – und sie nie findet. Eine Allegorie: Der Mythos vom Reichtum wird zur Parabel über die ewige Jagd nach etwas, das immer entgleitet.

Und das Kino? Für El Dorado war es eine Steilvorlage. Werner Herzog zeigte in „Aguirre, der Zorn Gottes“ Lope de Aguirre als Mann, dessen Besessenheit vom goldenen Reich im Wahnsinn endet. Der Animationsfilm „Der Weg nach El Dorado“ präsentierte eine märchenhaftere Version – zwei Gauner, die in einer Stadt voller Gold landen. Moderne Produktionen wie „Uncharted: Drake’s Fortune“ oder „Outer Banks“ verlagern die Suche in die Welt der Games und Serien, wo El Dorado als Vorwand für Abenteuer dient.

Auch die Musik greift das Motiv auf. Electric Light Orchestra veröffentlichte das Album „Eldorado“, Neil Young ebenfalls eine Platte gleichen Namens. Shakira nannte so ihr Album und ihre Welttournee – ein direkter Bezug zu den kolumbianischen Wurzeln der Legende.

Warum funktioniert El Dorado in der Popkultur so gut? Weil es zwei Elemente vereint, die immer ziehen: Reichtum und Geheimnis. Es lässt sich als Paradies darstellen – oder als Fluch. Als Symbol für Träume oder als Warnung vor Gier. Jede Epoche fügt ihre eigene Version hinzu.

Quelle der Informationen für den Untertitel „Goldrausch und Expeditionen der Eroberer“: https://en.wikipedia.org/wiki/El_Dorado.

 

Lust auf mehr? Unsere anderen Artikel könnten Dich auch interessieren:

Hilfe

Kommentar schreiben

Gast

Senden