Inhalt
Die erste in Europa hergestellte Papierbanknote
In der Finanzwelt gibt es Persönlichkeiten, deren Einfluss Zeit und Raum überdauert. Der Beitrag von Johan Palmstruch zur Entwicklung des Bankwesens in Schweden sowie sein Einfluss auf die weltweite Finanzgeschichte sind kaum zu überschätzen.
Palmstruch gilt als der Mann, der den Grundstein für die erste nationale Zentralbank der Welt legte. Ihm wird auch die Emission der ersten Papierbanknote Europas zugeschrieben – auch wenn sich später herausstellte, dass dieser Geldschein durch keine echten Reserven gedeckt war.
Trotz seiner Rolle als Pionier im Bankwesen musste Palmstruch die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen. Sie führten zum Bankrott und zu Betrugsvorwürfen. Sein Leben erinnert daran, dass selbst große Innovatoren nicht vor Fehlern oder persönlichen Schicksalsschlägen gefeit sind.
Johan Palmstruch, bekannt als Vater des schwedischen Bankensystems, wurde ursprünglich als Hans Wittmacher am 13. Juni 1611 in Riga geboren. Die Stadt gehörte damals zur polnisch-litauischen Adelsrepublik und war zwischen Schweden und der Krone umkämpft.
Palmstruchs Vater war vermutlich ein niederländischer Kaufmann, der in Riga tätig war und dem schwedischen Staat große Geldsummen lieh. Auch aus polnischer Sicht lässt sich sagen, dass man Anteil an der Entstehung der ersten europäischen Papierbanknote hatte – denn Palmstruchs Mutter war Anna Bjelska, deren Name eindeutig auf polnische Herkunft hinweist. Weitere Details über sie sind nicht bekannt.
Der Schöpfer der ersten Banknote verlässt Riga
Hans Wittmacher (er hatte seinen Namen noch nicht geändert) verließ um 1630 Riga, das damals unter schwedischer Herrschaft stand, und zog in die Hauptstadt der Niederlande – Amsterdam. Dort erhielt er 1635 die niederländische Staatsbürgerschaft. Einige Jahre später wurde er jedoch wegen eines Verbrechens zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – ein Vergehen, das er nach eigener Aussage nie begangen hatte. Der genaue Grund seiner Inhaftierung ist bis heute unbekannt. Die Geschichte dieser Bank erfährst du im Artikel: Die älteste Bank der Welt und ihre Skandale.
Nach seiner Entlassung im Jahr 1647 verließ er die Niederlande. Als neues dauerhaftes Zuhause wählte er Schweden. Im Jahr 1651 wurde er für die Verdienste seines Vaters in den Adelsstand erhoben und nahm dabei den Namen Palmstruch an.
Gründung der Bank
Als Schweden 1656 die polnisch-litauische Adelsrepublik angriff, erhielt Johan Palmstruch vom König die Erlaubnis, eine Bank zu gründen. Dieser Schritt war wegweisend und leitete eine neue Ära im Bankwesen ein – obwohl es in Europa bereits andere Banken gab, wie etwa die 1472 gegründete Banca Monte dei Paschi di Siena.
Die neue Finanzinstitution begann 1657 mit der Annahme von Einlagen. Damals zahlten die Menschen mit Kupfer- und Silbermünzen. Die Einlagen wurden nicht verzinst – im Gegenteil: Man musste eine Gebühr entrichten, um Bargeld überhaupt deponieren zu dürfen.
© Bildquelle: Wikimedia Commons. Urheber: Sveriges Rikes Standers Bank. Lizenz: CC BY-SA 4.0.
Kredite ebnen den Weg zur Banknote
Das Kapital, das die Kunden einzahlten, ermöglichte es Palmstruch, verzinste Kredite zu vergeben. 1659 wurde eine zweite Finanzinstitution eröffnet, die der Bevölkerung Darlehen gewährte. Beide Einrichtungen wurden schließlich zusammengelegt – unter dem Namen Stockholms Banco, auch bekannt als Palmstruchs Bank.
Diese beiden Finanzhäuser legten jedoch zugleich den Grundstein für den späteren Zusammenbruch. Obwohl es sich um eine private Bank handelte, setzte König Karl X. Gustav einen königlichen Aufseher ein, der die Tätigkeit der Bank überwachen sollte. Dadurch hatte das Institut von Anfang an einen teilstaatlichen Charakter.
Kunden ziehen ihr Geld ab – die Papierbanknote entsteht
Die erste Krise trat ein, als die schwedischen Behörden den Kupfergehalt neuer Münzen um 17 % reduzierten, ohne ihren Nennwert anzupassen. Viele Einleger entschieden sich daraufhin, ihr Geld aus der Bank abzuziehen – denn das Metall in den alten Münzen war mehr wert als die neu geprägten Stücke mit dem gleichen Nennwert. Die Bank war jedoch nicht in der Lage, die Einlagen in ausreichender Menge auszuzahlen, da die Reserven bereits als Kredite vergeben worden waren.
Es ist bemerkenswert, dass die schwedische Regierung nicht nur Silber-, sondern auch Kupfermünzen prägte. Traditionell entsprach der Wert einer Münze dem Metallwert. Doch durch die gestiegene Kupferproduktion in Schweden kam es zu einer Inflation. Die größten Münzen nahmen schließlich die Form massiver Kupferplatten an – manche wogen fast 20 Kilogramm.
Um ohne größeren Schaden aus dieser Lage herauszukommen, führte Stockholms Banco – genauer gesagt Johan Palmstruch – im Jahr 1661 papierene Quittungen ein, sogenannte Kreditzettel mit festen Nennwerten. Diese bescheinigten dem Inhaber das Recht, einen bestimmten Betrag aus der Bank abzuheben. Dieser Schritt gilt als die Geburtsstunde der ersten Papierbanknote in Europa.
Die von Palmstruch ausgegebenen Zettel wurden von der Bevölkerung akzeptiert und entwickelten sich zu den ersten Papiergeldscheinen der Welt.
Trotz der überstandenen Krise setzte Stockholms Banco seine Tätigkeit fort, vergab weiterhin Kredite und gab eigene Banknoten aus. Das Papiergeld erfreute sich großer Beliebtheit – es war deutlich leichter zu transportieren als die schweren Kupfermünzen.
Die ersten Papierbanknoten der Welt
Die Geschichte des Papiergeldes reicht bis ins 9. Jahrhundert nach China zurück. Dort wurden zum ersten Mal Banknoten hergestellt, die traditionelle Münzen ersetzten. Dennoch gelangten die ersten Berichte über diese Erfindung nach Europa erst durch die Erzählungen von Marco Polo, dem berühmten Reisenden des 13. Jahrhunderts.
Nicht alle Europäer waren von dieser Idee überzeugt. Viele verspotteten das Konzept, da sie nicht daran glaubten, dass Papier durch wertvolle Metalle wie Silber oder Gold gedeckt sein könne. Man war der Meinung, dass Geld einen materiellen Eigenwert haben müsse – und nicht nur ein Stück Papier mit einem aufgedruckten Wertversprechen sei.
Die ersten Banknoten in Europa
Die ersten Hinweise auf die Nutzung von Papier als Zahlungsmittel in Europa stammen aus dem 14. Jahrhundert aus Italien. Allerdings handelte es sich dabei nicht um echte Banknoten, sondern um Wechsel und Schecks – sie waren auf eine bestimmte Person ausgestellt und nicht anonym wie spätere Banknoten. Später wandelten sie sich in anonyme Zahlungsanweisungen, mit denen eingelagertes Gold oder Silber beim Bankier abgerufen werden konnte.
Zur gleichen Zeit wie Johan Palmstruch in Schweden begannen in der Mitte des 17. Jahrhunderts auch Londoner Bankiers damit, Quittungen auf den Inhaber – und nicht mehr auf den Einleger – auszustellen. Sie gaben sogar mehr Banknoten aus, als sie physische Reserven besaßen, im Vertrauen darauf, dass nicht alle Inhaber gleichzeitig ihr Papiergeld gegen Edelmetall eintauschen würden.
So konnten Banken mehr Kredite vergeben und mehr Papiergeld in Umlauf bringen, als sie tatsächlich an Reserven verfügten. Dies sollte die Gewinne der Banken erhöhen, brachte jedoch auch das Risiko mit sich, bei plötzlicher Rückforderung aller Banknoten zahlungsunfähig zu werden. In diesem Sinne waren auch diese Quittungen die ersten von Europäern genutzten Banknoten.
Die erste Bank, die regelmäßig Banknoten ausgab, war die Bank of England, gegründet 1694 zur Finanzierung des Krieges gegen Frankreich. Sie begann 1695 mit der Emission von Banknoten und versprach dem Inhaber die Auszahlung des angegebenen Betrags auf Verlangen.
Den Rest des Artikels liest du hier: Die erste Zentralbank der Welt.

© Bildquelle: Wikimedia Commons. Urheber: unbekannt. Lizenz: Public Domain.
Lust auf mehr? Unsere anderen Artikel könnten Dich auch interessieren:
- Die höchste Euro-Banknote – warum wurde sie abgeschafft?
- Ungewöhnlich hohe Bankgebühren
- Whitepress – wo kann man Sponsored-Artikel sinnvoll veröffentlichen?
- Linkhouse – wo sollte man gesponserte Artikel veröffentlichen?
- Was ist die 50/30/20-Regel – Haushaltsbudget einfach planen


Kommentar schreiben