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Wie sicher in Staatsanleihen investieren?
In Staatsanleihen zu investieren mag auf den ersten Blick langweilig erscheinen. Man leiht dem Staat Geld, und er zahlt es später mit Zinsen zurück – was soll daran aufregend sein? Doch wenn man in die Geschichte eintaucht und sieht, wie diese "langweiligen" Papiere manchmal überraschen können, wird es plötzlich spannend.
In der Finanzwelt spielen Staatsanleihen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Stabilität. Sie ermöglichen es Staaten, ihre Ausgaben zu finanzieren, und bieten Anlegern eine vergleichsweise sichere Möglichkeit, ihr Kapital zu erhalten. Darüber hinaus sind einige Staatsanleihen selbst Teil der Geschichte geworden.
Die älteste Anleihe der Welt, die noch Zinsen zahlt
Wusstest du, dass es Anleihen gibt, die fast 400 Jahre alt sind und immer noch gültig sind – und Zinsen zahlen?
Diese 400 Jahre alten Anleihen wurden im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, genauer gesagt im Jahr 1624, ausgegeben. Die Niederländer, ein Volk von Kaufleuten und Ingenieuren, mussten ihr Land vor Überschwemmungen schützen. Eine der Wasserbehörden, das Hoogheemraadschap Lekdijk Bovendams, beschloss damals, die Reparatur eines Deiches am Fluss Lek durch die Ausgabe von ewigen Anleihen zu finanzieren. Eine dieser Anleihen wurde an eine gewisse Elsken Jorisdochter für 1200 Gulden verkauft. Das Besondere: Diese Anleihen waren wie ein unendliches Versprechen – sie hatten kein Fälligkeitsdatum, und der Besitzer hatte jedes Jahr Anspruch auf 2,5 % Zinsen.
Heute, fast 400 Jahre später, existiert noch eine Anleihe, für die weiterhin Zinsen ausgezahlt werden. Falls du zufällig eine weitere Anleihe aus dieser Emission hast, kannst du dich an den heutigen Nachfolger dieser Wasserbehörde, den Verband De Stichtse Rijnlanden, wenden und deine Zinsen abholen. Im Jahr 2024, zum 400. Jubiläum der Emission, wurde sogar eine Feier organisiert, bei der die Besitzer dieser historischen Dokumente ihr Geld abholen konnten. Zwar mittlerweile in Euro, aber die symbolischen 2,5 % des Nennwerts gelten weiterhin.
Was sind Staatsanleihen?
Staatsanleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Regierungen ausgegeben werden. Einfach gesagt: Wenn du eine Staatsanleihe kaufst, leihst du dem Staat Geld – und er verpflichtet sich, es dir nach einer festgelegten Zeit mit Zinsen zurückzuzahlen. Es ist ein bisschen wie einem Freund Geld zu leihen, nur mit dem Unterschied, dass du einen offiziellen Vertrag hast, der die Bedingungen genau regelt. Und: In diesem Fall bürgt der Staat selbst für die Rückzahlung – das gibt vielen Anlegern ein Gefühl von Sicherheit.
In Deutschland gibt es Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten, von wenigen Monaten bis hin zu mehreren Jahrzehnten. Je länger du dein Geld "bindest", desto höher ist in der Regel der Zins. Aber lohnt sich das wirklich immer? Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Arten von Staatsanleihen
Bevor du investierst, solltest du wissen, welche Arten von Staatsanleihen es überhaupt gibt. In Deutschland unterscheidet man zwischen verschiedenen Modellen:
- Kurzfristige Anleihen, wie zum Beispiel die Schatzanweisungen (Schätze) mit Laufzeiten von sechs oder zwölf Monaten. Sie bieten meist niedrigere Zinsen, dafür ist dein Geld schnell wieder verfügbar.
- Mittelfristige Anleihen, wie die Bundesobligationen (Bobls), die in der Regel eine Laufzeit von fünf Jahren haben.
- Langfristige Anleihen, wie die Bundesanleihen (Bunds) mit Laufzeiten von zehn oder sogar dreißig Jahren – ideal für alle, die ihr Geld langfristig anlegen und es vor Inflation schützen möchten.
Wie kauft man Staatsanleihen in Deutschland?
Wenn du in Deutschland Staatsanleihen kaufen möchtest, gibt es ein paar Wege, die du kennen solltest.
Am einfachsten ist der Kauf über deine Bank oder deinen Online-Broker. Viele Banken bieten Zugang zu Staatsanleihen, vor allem zu den sogenannten Bunds, Bobls oder Schätzen. Du brauchst dazu ein Depotkonto, auf dem die Anleihen verbucht werden.
Alternativ kannst du Staatsanleihen auch direkt über die Börse kaufen, zum Beispiel über die Börse Frankfurt. Die Wertpapiere werden dort wie Aktien gehandelt, aber mit dem Unterschied, dass es hier feste Laufzeiten und feste Zinsen gibt.
Ein weiterer Weg ist der Erwerb über die Finanzagentur des Bundes (Deutsche Finanzagentur). Früher konnte man dort direkt Anleihen kaufen, aber seit 2013 wurde der Verkauf an Privatkunden eingestellt. Heute erfolgt der Kauf meist über Banken oder Broker.
Wichtig: Beim Kauf über eine Bank oder einen Broker können Gebühren anfallen – informiere dich vorher über die Kosten.
Wenn du eine Anleihe kaufst, erhältst du ein Wertpapier, das die Bedingungen genau regelt: wie hoch der Zins ist, wann die Auszahlung erfolgt und wann die Rückzahlung stattfindet.
Wie investiert man in Staatsanleihen?
Finanzberater empfehlen in der Regel nicht, das gesamte Ersparte nur in Staatsanleihen anzulegen. Warum? Finanzplanung basiert auf Diversifikation – also darauf, Geld auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Ein Teil in Staatsanleihen, etwas auf dem Tagesgeldkonto, vielleicht auch in Fonds oder sogar in Kryptowährungen. Das schafft mehr Sicherheit – denn wenn es in einem Bereich, etwa in der Wirtschaft, zu Problemen kommt, verlierst du nicht alles auf einmal.
Aber mal ehrlich: Nicht jeder von uns verwaltet Millionen. Wenn du also kein riesiges Vermögen zum Investieren hast und einfach möchtest, dass dein Geld ruhig „arbeitet“, kann es durchaus sinnvoll sein, dein Erspartes komplett in Staatsanleihen zu investieren. Letztlich ist das eine persönliche Entscheidung – manche mögen das Risiko, andere bevorzugen Ruhe und Sicherheit.
Kann ein Staat pleitegehen und seine Staatsanleihen nicht zurückzahlen? Theoretisch ja. Die Geschichte kennt Beispiele – Argentinien zum Beispiel hat bereits mehrfach Staatspleiten erlebt. Und Deutschland? In der aktuellen Situation ist das Risiko extrem gering. Kein Land ist zu 100 % sicher – Kriege, Wirtschaftskrisen oder globale Katastrophen können alles schnell ändern. Deshalb ist es nicht immer die beste Idee, das gesamte Ersparte nur in Staatsanleihen zu stecken. Die Zukunft kennt niemand – deshalb sind gesunder Menschenverstand und Vorsicht immer die besten Ratgeber.
Heute jedoch, realistisch betrachtet: Für alle, die nicht ständig auf der Jagd nach Bankaktionen sein wollen oder Zinsofferten vergleichen möchten, sind Staatsanleihen einfach eine bequeme und vernünftige Lösung.
Denke aber daran: Jede Finanzentscheidung ist deine Entscheidung. Es gibt keinen einzigen richtigen Weg. Du kannst auf Sicherheit setzen und in Staatsanleihen investieren – oder mit anderen Anlagemöglichkeiten experimentieren.
Lohnt sich das überhaupt?
Diese Frage hört man oft – und die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Staatsanleihen bringen keine spektakulären Gewinne wie Aktien oder Kryptowährungen, sind aber deutlich sicherer. Die Rendite kann niedriger sein als die Inflationsrate. Wenn du jedoch in inflationsindexierte Staatsanleihen investierst, hast du die Chance, dein Geld vor Kaufkraftverlust zu schützen.
Ein Beispiel: Als die Inflation in Deutschland im Jahr 2022 stark angestiegen ist, konnten viele Anleger, die inflationsgeschützte Bundesanleihen hielten, von ordentlichen Erträgen profitieren. Diese Anleihen haben sich in solchen Zeiten als sinnvolle Absicherung erwiesen.
Auf der anderen Seite: Wenn die Inflation sinkt, sinken auch die Zinsen solcher Anleihen. Staatsanleihen sind also keine „Geldmaschine“, sondern eher eine Möglichkeit, dein Geld sicher anzulegen und langfristig zu schützen.
Worauf sollte man achten?
Beim Kauf von Staatsanleihen investierst du in Stabilität – aber erwarte keine schnellen Gewinne. Das ist eher ein Marathon als ein Sprint. Wenn du auf der Suche nach „schnellen Profiten“ bist, könnten Staatsanleihen enttäuschend sein.
Wichtig ist auch: Staatsanleihen sind zwar eine sichere Anlageform, aber es gibt keine Garantie für die Zukunft. Selbst Staaten können in Schwierigkeiten geraten – wie in der Vergangenheit bei Ländern wie Argentinien. Deutschland gilt jedoch als sehr stabil und sicher. Ein Risiko bleibt immer, aber es ist überschaubar.
Informiere dich regelmäßig über die aktuellen Angebote und Zinssätze. Die Bedingungen auf dem Markt ändern sich, und was gestern attraktiv war, muss es heute nicht mehr sein.
So oder so: Bildung ist wichtig. Lerne verschiedene Möglichkeiten kennen. Staatsanleihen sind nicht für jeden die richtige Lösung, aber für viele eine bewährte und stabile Strategie. Es lohnt sich, die eigene Situation zu prüfen und zu entscheiden, ob diese Art der Geldanlage zu deinen Zielen passt.
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