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Kartenzahlungen - Interchange

Interchange

 

Hast du schon einmal mit Karte im Geschäft bezahlt und dich gefragt, wer dabei eigentlich verdient? Auf dem Kassenbon siehst du nur den Preis, dein Konto zeigt die Belastung. Doch im Hintergrund passiert viel mehr. Jede Kartenzahlung ist ein kleines Zusammenspiel zwischen: der Bank des Kunden, der Bank des Händlers, dem Zahlungsnetzwerk (z. B. Visa, Mastercard) und dem Terminalanbieter.

Ein Teil dieses Puzzles ist die sogenannte Interchange-Gebühr. Der Begriff wirkt auf den ersten Blick technisch oder sehr „bankintern“, betrifft aber jeden, der eine Karte nutzt. Direkt bemerkst du sie nicht, da sie auf deinem Kontoauszug nicht auftaucht. Aber diese Provision hat Einfluss darauf, welche Preise du im Laden siehst oder welche Konditionen du als Kunde erhältst. Genau deshalb lohnt es sich, das Thema genauer zu kennen.

 

Interchange-Gebühr – was bedeutet das?

Die Interchange-Gebühr ist eine Provision, die von der kartenausgebenden Bank erhoben wird – also von deiner Bank. Wenn du eine Karte bei Bank A hast und damit in einem Geschäft bezahlst, dessen Terminal von Bank B betrieben wird, behält Bank A diese Gebühr ein. Der Ablauf sieht so aus:

  • Du zahlst mit Karte im Geschäft.
  • Das Terminal fragt bei Bank A an, ob genug Geld vorhanden ist und ob die Transaktion akzeptiert werden kann.
  • Bank A blockiert den Betrag und bestätigt die Zahlung.
  • Danach werden die Gelder über das Abrechnungssystem (z. B. Visa, Mastercard) an Bank B weitergeleitet.
  • Bevor Bank B das Geld erhält, behält Bank A einen Teil ein – die Interchange-Gebühr.

Darum gilt sie als Vergütung für die Bank für die Ausgabe und Verwaltung der Karte. Mit dieser Gebühr kann die Bank Sicherheitssysteme betreiben, Zahlungsinfrastruktur aufrechterhalten und Zusatzleistungen wie Cashback oder Bonusprogramme finanzieren.

Doch die Interchange-Gebühr ist nur ein Teil der gesamten Kosten. Der Händler zahlt für jede Kartenzahlung die sogenannte MSC (Merchant Service Charge). Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  • Interchange – für die kartenausgebende Bank.
  • Gebühr des Zahlungsnetzwerks (z. B. Visa, Mastercard) – für die Abwicklung in der globalen Infrastruktur.
  • Marge des Zahlungsanbieters (POS) – für Terminal, Software und die eigentliche Abrechnung.

Die Summe dieser drei Positionen zeigt, was der Händler tatsächlich für jede Kartenzahlung abführt. Auch wenn der Kunde das nicht direkt sieht, hat es immer eine Auswirkung. Warum? Weil der Händler diese Kosten in seine Ausgaben einrechnet – und das beeinflusst letztlich den Preis von Waren und Dienstleistungen.

Interessant ist: In der gesamten EU ist die Höhe der Interchange-Gebühr gesetzlich geregelt. Sie darf bestimmte Grenzen nicht überschreiten – bei Debitkarten maximal 0,2 %, bei Kreditkarten 0,3 %. Das ist eine große Veränderung im Vergleich zu früher, als die Gebühren ein Vielfaches betrugen und viele kleine Händler Kartenzahlungen nicht akzeptierten, weil es für sie schlicht zu teuer war.

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Beispiel einer Transaktion mit Interchange-Gebühr

Angenommen, du kaufst etwas im Geschäft für 500 € und bezahlst mit einer Debitkarte. Was passiert mit diesem Betrag? Auf den ersten Blick könnte man meinen, die 500 € fließen direkt an den Händler. In Wirklichkeit durchläuft die Summe aber mehrere Stationen und wird dabei in kleine Teile aufgeteilt.

In der Europäischen Union sind die Gebühren streng reguliert. Nehmen wir also ein typisches Szenario an:

  • Interchange-Gebühr: max. 0,2 % bei Debitkarten, also 1 € (0,3 % bei Kreditkarten).
  • Gebühr des Zahlungsnetzwerks (Visa, Mastercard): in der Praxis ca. 0,1 %, also 0,50 €.
  • Marge des Terminalbetreibers (POS): je nach Vertrag oft 0,3–0,5 %, nehmen wir hier 2 €.

Wie sieht das nun praktisch aus?

  • Du zahlst 500 € mit der Karte im Geschäft.
  • Bank A (deine Bank, die die Karte ausgegeben hat) blockiert 500 € auf deinem Konto und autorisiert die Transaktion.
  • Bank A behält 1 € als Interchange-Gebühr ein und leitet den Rest über das Abrechnungssystem weiter.
  • Das Zahlungsnetzwerk zieht 0,50 € für die Abwicklung der Transaktion ab.
  • Der Terminalanbieter nimmt 2 € als Marge.
  • Bei Bank B (der Bank des Händlers) kommen somit 496,50 € an, die dann an den Händler überwiesen werden.

Der Händler sieht also 496,50 € auf seinem Konto statt der vollen 500 €. Die Differenz von 3,50 € verteilt sich auf die beteiligten Institutionen. Klingt wenig – aber multipliziert man das mit hunderten oder tausenden Transaktionen pro Tag, wird klar, dass es ein realer Kostenfaktor ist.

Darum sind Kartenzahlungsgebühren ein so wichtiges Thema im Geschäftsleben. Große Handelsketten können mit Terminalanbietern extrem niedrige Sätze aushandeln. Ihre Provisionen liegen oft nahe am Minimum. Kleine Geschäfte zahlen dagegen meist mehr, da ihre Verhandlungsmacht geringer ist. Das erklärt, warum noch vor einigen Jahren viele Händler lieber nur Bargeld annahmen.

Heute sieht es dank der EU-Regulierung anders aus. Die Interchange-Gebühren wurden gesenkt, und durch die Verbreitung von Terminals sind die Kosten niedriger als früher.

Interchange

 

Wer zahlt dafür?

Auf dem Papier zahlt der Händler die Gebühr für eine Kartenzahlung. Er schließt den Vertrag mit dem Zahlungsanbieter ab, und sein Konto wird mit der sogenannten MSC (Merchant Service Charge) belastet. Der Kunde zahlt genau den Preis, der auf dem Kassenbon steht.

In der Praxis ist es jedoch nicht so einfach. Der Händler trägt die Kosten nicht aus eigener Tasche – er muss sie in die Kalkulation einbeziehen. Jede Ausgabe, vom Mietvertrag über Energie bis hin zu Kartengebühren, landet letztlich im Preis der Waren und Dienstleistungen. Am Ende zahlen also auch die Verbraucher einen Teil dieser Kosten – wenn auch auf versteckte Weise.

Für kleine Unternehmen ist der Unterschied spürbar. Der Verkauf eines Produkts für 2 € kann bereits eine Gebühr von einigen Cent bedeuten. Klingt nach wenig, aber bei hunderten Transaktionen täglich summiert sich das. Und gerade bei den schmalen Margen in Gastronomie oder Einzelhandel spielen solche Beträge eine Rolle.

Bei großen Handelsketten funktioniert es anders. Auch dort sind die Gebühren pro Transaktion hoch, aber die Ketten haben eine starke Verhandlungsposition. Sie können niedrigere Sätze durchsetzen und so ihre Kosten senken. Ganz gebührenfrei ist es trotzdem nicht. Ein Teil wird z. B. über Kundenkarten, Zusatzservices oder Aktionen zurückgeholt, die die Kunden zu häufigeren Einkäufen animieren.

Man kann also sagen: Formal zahlt der Händler, real aber wird die Last verteilt.

  • Der Händler führt die Gebühr direkt ab.
  • Banken und Zahlungsnetzwerke sichern sich damit einen konstanten Geldstrom.
  • Der Kunde trägt die Kosten indirekt – über die Preise für Waren und Dienstleistungen.

Darum sind Interchange-Gebühren und die gesamte MSC seit Jahren ein Diskussionsthema. Händler beklagten, dass sie die Bequemlichkeit der Kunden finanzieren, während Banken erklärten, dass das Kartensystem eine teure, aber notwendige Infrastruktur sei. Die EU musste eingreifen und Regeln schaffen, um die Lage zu beruhigen.

 

Wie hoch ist die maximale Gebühr?

Lange Zeit bestimmten Organisationen wie Visa oder Mastercard selbst die Höhe der Interchange-Gebühren. Händler hatten keinen Einfluss. Wer Kartenzahlungen akzeptieren wollte, musste die Sätze hinnehmen – und die waren alles andere als niedrig. Vor den EU-Regulierungen lagen die Gebühren in Europa oft bei 1,5–1,6 % des Transaktionswertes. Für kleine Läden bedeutete das, dass Kartenzahlungen schlicht unrentabel waren. Kein Wunder also, dass noch vor einigen Jahren viele Geschäfte lieber ein Schild mit „Nur Barzahlung“ an die Tür hängten.

Die Situation änderte sich erst mit der EU-Intervention. Seit 2015 gilt eine Verordnung, die Höchstgrenzen für die gesamte Union festlegt. Seitdem gilt:

  • Bei Debitkarten darf die Interchange-Gebühr 0,2 % des Transaktionswerts nicht übersteigen.
  • Bei Kreditkarten liegt die Grenze bei 0,3 %.

Das heißt konkret: Bei einer Zahlung von 500 € darf die kartenausgebende Bank maximal 1 € (Debitkarte) bzw. 1,50 € (Kreditkarte) einbehalten.

In der Praxis wirkte das wie eine kleine Revolution. Die Kosten für Kartenzahlungen sanken deutlich und machten sie auch für kleinere Unternehmen attraktiv. Terminals gibt es heute nicht nur in Supermärkten, sondern auch in kleinen Läden, Friseursalons, Taxis oder auf Märkten. Das führte zu mehr bargeldlosen Transaktionen, und die Banken verdienen nun an der Masse statt an hohen Gebühren pro Vorgang.

Wichtig ist auch: Die maximale Interchange-Gebühr ist nur ein Teil der gesamten MSC. Hinzu kommen noch die Kosten für Zahlungsnetzwerke und Terminalbetreiber, wie wir bereits erwähnt haben. Doch selbst mit diesen Zusatzgebühren sind die Gesamtkosten für Händler in der EU heute deutlich niedriger als früher.

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BLIK und die Interchange-Gebühr

In Polen hat das mobile Bezahlsystem BLIK enorme Popularität gewonnen – und das aus gutem Grund. Zahlungen sind schnell, einfach und für viele Kunden bequemer als das Herausholen der Karte. Entscheidender Unterschied: Bei BLIK fällt keine Interchange-Gebühr an.

Warum? Visa- oder Mastercard-Zahlungen laufen über internationale Netzwerke, in denen Banken und Zahlungsorganisationen jeweils ihren Anteil einbehalten. Genau daraus ist die Interchange-Gebühr entstanden. BLIK funktioniert anders. Es handelt sich um ein System, das von polnischen Banken entwickelt und von der „Polski Standard Płatności“ betrieben wird. Die Abwicklung ähnelt eher einer direkten Überweisung.

Natürlich bedeutet das nicht, dass BLIK völlig kostenlos ist. Händler zahlen weiterhin eine Gebühr, die jedoch hauptsächlich an den Zahlungsanbieter (Terminalbetreiber oder Online-Payment-Gateway) und teilweise an den BLIK-Systembetreiber geht. Die Bank des Kunden erhebt hier keine separate Gebühr für Kartenausgabe oder -verwaltung. Alles läuft über die gemeinsame Plattform der beteiligten Banken.

Das Ergebnis: Die Gebühren bei BLIK-Zahlungen sind in der Regel niedriger als bei Kartenzahlungen. Für Händler bedeutet das Einsparungen, für Kunden eine größere Verbreitung dieser Zahlungsform. Kein Wunder also, dass Terminals in Polen heute oft sowohl Karten als auch BLIK unterstützen.

Man kann sagen: BLIK ist eine spezifisch polnische Antwort auf die Kosten der Kartenzahlungen. Entstanden aus dem Wunsch, Gebühren zu senken, hat er sich zu einer echten Alternative entwickelt und den Zahlungsmarkt in Polen stark vorangebracht.

 

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